Im OGA vom 21.05.2019 ist folgender Artikel erschienen:
Themen des Tages/Politik
Neue Gesundheitsakten mit alten Daten
Digitalisierung Millionen Versicherte könnten bereits ihre Krankengeschichte auf dem Smartphone dabei haben. Bis das wirklich sinnvoll ist, wird noch einige Zeit vergehen.
Berlin. Ab sofort können gut zehn Millionen Versicherte der größten deutschen Krankenkasse TK ihre Gesundheitsdaten auf dem Smartphone bei sich tragen. Die Kasse hat am Montag ihre App TK-Safe für all ihre Versicherten geöffnet. Bisher gab es eine Testversion mit zuletzt 160 000 Nutzern. TK-Chef Jens Baas spricht von einem „Ansturm“, der zeige, wie groß der Bedarf sei. Und die App werde nicht einfach nur probeweise heruntergeladen – „sie wird auch wirklich benutzt“.
Das
Ganze hat aber einen Haken: Die Angaben über Medikamente, Arztbesuche,
Impfungen sind Monate alt. Denn die Daten nehmen einen Umweg – über die
Abrechnungen der Kasse. Die brauchen lange, etwa sechs bis neun Monate.
In dieser Zeit kann in Sachen Gesundheit schon viel passiert sein. Es
wäre also vorteilhafter, wenn ein Arzt neue Befunde direkt in die Akte
sendet. Doch mit dem Anschluss an die nötige Infrastruktur hapert es.
Von
176 000 Arztpraxen sind bisher lediglich 64 000 mit der Technik
versorgt. Dabei sollen eigentlich am 1. Juli alle Praxen verbunden sein.
Gab es zunächst Probleme mit der Lieferfähigkeit der Hersteller,
scheint es nun eine Verweigerungshaltung in Teilen der Ärzteschaft zu
geben. Noch sind die Mediziner zudem nicht verpflichtet, die Akten zu
befüllen. Das steht erst im „Digitale Versorgung Gesetz“, dessen Entwurf
ist wenige Tage alt. Nachdem die Kassen bereits verpflichtet wurden, ab
2021 eine elektronische Patientenakte (ePA) anzubieten, müssen ab
diesem Zeitpunkt die Ärzte diese gegen Honorar füllen. Allerdings: Bei
den aktuellen Apps handelt es sich noch nicht um die gesetzliche ePA.
Für die gibt es genormte Inhalte und Schnittstellen. Die TK redet
deshalb bei TK-Safe von einer Gesundheitsakte. Wie die Anbieter der App
Vivy, die 21 gesetzliche und vier private Kassen 17,7 Millionen
Mitgliedern anbieten. „Eine sehr positive sechsstellige Zahl“ nutzt das.
Im ersten Halbjahr 2020 folgt, nach Pilotprojekten, bundesweit die AOK.
Den
Pflichtteil der ePA zu programmieren, genehmigt zu bekommen und mit der
Kür, also der eigenständig gestalteten Gesundheitsakte, bis zum
1.1.2021 zu verbinden, ist für Barmer-Chef Christoph Straub
„ambitioniert“. Die Barmer hatte sich bereits 2007 an einer Digitalakte
versucht – als europaweiter Vorreiter. Und war damit gescheitert. Nun
ist die Ausschreibung für eine ePA gestartet worden, im Oktober soll der
Zuschlag erfolgen.
In
die Digitalakte, die es ursprünglich bereits seit 2006 geben sollte,
ist also Bewegung gekommen. Bis sie aber selbstverständlich ist, kann es
dauern. Selbst im digitalen Vorzeigestaat Estland habe es acht Jahre
gebraucht, so Straub, „bis die elektronische Patientenakte im Alltag
angekommen ist“. ⇥Hajo Zenker
TK-Chef Jens Baas präsentiert die App TK-Safe, die jetzt zur Verfügung steht. Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Quelle: Publikation Märkische Onlinezeitung Regionalausgabe Oranienburger Generalanzeiger – Oranienburg Ausgabe Nr.117 Datum Dienstag, den 21. Mai 2019 Seite Nr.22 Deep-Link-Referenznummer 43364975
Hier stellt sich doch die Frage nach der Praktikabilität bzw. dem Aktionismus einer Krankenkasse?
Es gibt kein Zusammenspiel zwischen dem Spitzenverband der Krankenkassen und den niedergelassenen Ärzten, also der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem Krankenhausverband in Deutschland; nein, der Egoismus strotzt! Jeder kocht sein eigenes Süppchen und der, der zuerst am Markt ist, hat gewonnen? Sollte es hier nicht in erster Linie um die Patienten gehen, statt ums Prestige?
Was ist nur aus diesem Land geworden, wenn es nur noch Alleingänge gibt; jede Krankenkasse seine eigene ePatientenakte auf den Markt bringt, statt zu kooperieren?
Bin gespannt, ob Herr Spahn, der amtierende Bundesgesundheitsminister, hier auch eine Antwort hat?