Der Wahlkampf zur Bundestagswahl hat begonnen

Zumindest kommt einem so der Gedanke beim Lesen des folgenden Artikels im OGA vom 25.06.2021.

Höchstwahrscheilich hat die CDU noch kein Wahlprogramm, denn sonst würde sie hier nicht solche Nebelkerzen zünden. Es wird versucht, die Ängste der Eltern von kleinen Kindern zu schüren, keinen geeigneten Schulplatz zu finden, da diese im Landkreis angeblich zu knapp sind. Aber wie im Artikel bereits Politiker anderer Parteien zitiert wurden, stimmt dies nicht, da die Entwicklung der Bevölkerung im Schulentwicklungsplan berücksichtigt wird.

Zum Beispiel wird zum neuen Schuljahr der Anbau im Hedwig-Bollhagen Gymnasium in Velten eröffnet, der weiteren Klassen Unterrichtsräume mit modernster digitaler Ausstattung bereit hält (interaktive Displays statt Kreidetafeln, WLAN im Haus und Convertibles für die Schüler).

Die Babara-Zürner Oberschule in Velten erhält einen Neubau zur Erweiterung der Kapazitäten, die Regine-Hildebrandt-Oberschule erhält im Komplex B aktuell eine Kernsanierung, um für weitere Klassen aufnahmefähig zu sein. Alle Gymnasien und weiterführende Oberschulen werden mit Mitteln des Digitalspakts und des Medienentwicklungsplans technisch auf den neusten Stand gebracht.

Vielleicht sollen sich diese CDU-Politiker zunächst mit den Fachleuten austauschen, ehe sie wahlkampftechnisch mit diesem Thema baden gehen.

Also, Augen auf bei der Wahl der zukünftigen Regierungspartei(en) und getätigte Äußerungen bitte hinterfragen und nicht alles glauben, was ver-/gesprochen wird.

Fall sich jemand fragt, wie ich zu diesen Informationen komme, ich bin einer von aktuell vier Schulbetreuern /Schultechnikern im Landkreis.

Hier der Artikel:

25.06.2021 S-Bahn-Gemeinden

Gymnasien sind knackevoll

Bildung Die CDU prescht in den S-Bahn-Gemeinden voraus, obwohl die Schulentwicklungsplanung beim Kreis läuft. Mit Schönfließ gibt es sogar einen Standort-Vorschlag. Von Heike Weißapfel und Jürgen Liebezeit

Das Abitur ist für viele Eltern und Jugendliche ein wichtiger Schulabschluss. Deshalb sind Plätze an Gymnasien und Gesamtschulen mit Oberstufe so begehrt.

Felix Kästle/dpa Previous Next E

inen Platz an einem Gymnasium oder einer Gesamtschule in den S-Bahn-Gemeinden zu bekommen, ist fast wie Goldstaub.  Deshalb wird nach einem Grundstück gesucht, auf dem eine neue Schule gebaut werden könnte. Jetzt kommt ein Areal in Schönfließ ins Spiel. Ob und wann gebaut wird, steht aber noch in den Sternen.

Jeder kennt
ein Kind,
das nicht an seine Wunschschule kommt.

Die CDU geht das Thema forsch an. Sie hat in allen vier S-Bahn-Gemeinden einen Antrag eingebracht, „um ein Zeichen zu setzen“, wie der Kreistagsabgeordnete und Mitinitiator Mario Müller aus Schönfließ formulierte. Unter dem Titel „Sicherung ausreichender Kapazitäten im Schulentwicklungsplan“ werden die Bürgermeister in Birkenwerder, Hohen Neuendorf, Glienicke und Mühlenbecker Land gebeten, „proaktiv den Neubau eines mindestens dreizügigen Gymnasiums in den vier Kommunen zu fordern“, um eine Überbelastung bestehender Schulstandorte zu vermeiden.

„Jeder kennt ein Kind, das nicht an seine Wunschschule kommt“, berichtete die Kreistagsabgeordnete und Gemeindevorsteherin Katrin Gehring (CDU) in der Gemeindevertretersitzung in Birkenwerder. Das Hohen Neuendorfer Mare-Curie-Gymnasium und die Regine-Hildebrandt-Gesamtschule in Birkenwerder könnten trotz Erhöhung der Klassenzahl nicht alle Kinder aufnehmen. Auch die Dr. Hugo-Rosenthal-Oberschule in Hohen Neuendorf und die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Mühlenbeck hätten mehr Erstwünsche als Plätze, so Katrin Gehring. Das private Neue Gymnasium Glienicke sei ebenfalls begehrt. „Wer keinen Platz bekommt, wird nach Oranienburg geschickt. Das Runge-Gymnasium wird zur Auffangschule“, sagte die Gemeindevorsteherin.

Zuzug erhöht den Druck

„Der Druck wird weiter steigen“, prophezeit Mario Müller, CDU-Fraktionschef im Mühlenbecker Land. Das würden die Zahlen in den Kitas zeigen. „Wir bekommen durch den enormen Zuzug immer mehr Kinder, von denen viele später aufs Gymnasium wollen.“ Deshalb sollte umgehend mit der Planung eines Neubaus begonnen werden.

Hintergrund ist die Fortschreibung des Schulentwicklungsplans für den Landkreis Oberhavel, die derzeit vorbereitet wird. Demnächst werden die Kommunen das umfangreiche Zahlenwerk bekommen. Sie werden zu einer Stellungnahme aufgefordert. „Bei unserem Antrag geht es darum, dass alle Kommunen Druck aufbauen. Wir brauchen ein weiteres Gymnasium“, erläuterte Gehring.

Der Plan ging nicht ganz auf. Die Gemeindevertreter von Birkenwerder änderten den CDU-Antrag. Der Bürgermeister soll sich jetzt zwar für den Bau einer neuen Schule in den S-Bahn-Gemeinden einsetzen. Er soll sich aber nicht nur für ein Gymnasium, sondern auch für eine Oberschule oder eine Gesamtschule stark machen. Dieser Antrag kam ohne Gegenstimme durch.

Im Mühlenbecker Land kam den Antrag unverändert durch. „Der Antrag ist nicht schädlich, verändert aber nichts an der politischen Entscheidungsfindung“, fasste der Schönfließer Gemeindevorsteher Harald Grimm (SPD) zusammen. Denn in dieser Sache entscheide der Landkreis, es sei bereits alles in Gang. Bürgermeister Filippo Smaldino (SPD) hat nach eigenen Angaben bereits Anfang Mai dem Landrat mitgeteilt, ein Grundstück am S-Bahnhof Schönfließ zur Verfügung zu stellen. Deshalb hält er den Antrag der CDU nicht für notwendig. Die CDU will aber den Druck erhöhen, machte das Grundstücksangebot jetzt öffentlich bekannt. Mario Müller kann sich gut vorstellen, eine neue Schule am S-Bahnhof Schönfließ zu bauen. Dort gebe es ein Grundstück zwischen Sportplatz und Bahnwärterhaus, das schnell zur Verfügung stehe, so Müller. Es befinde sich nicht im Landschaftsschutzgebiet, was die Planungen beschleunige. Auch der S-Bahn-Anschluss und der nahe Sportplatz für Bergfelde seien vorteilhaft. „Mein Ziel ist es, dass dort in vier bis fünf Jahren ein Gymnasium steht“, kündigte Müller im Gespräch mit unserer Zeitung an.

Waldorf-Initiative gibt auf

Eigentlich wollte dort die Freie Waldorfschule in der Gemeindeschaft Schönfließ eine landwirtschaftsgeprägte Schule bauen. Doch die Pläne des Vereins „Schulfreunde“ haben sich inzwischen in Luft aufgelöst. Im November hat sich die Initiative aufgelöst. Sie ist nach eigenen Angaben an den restriktiven Vorgaben des Bildungsministeriums gescheitert.

Dass der CDU-Antrag das Parlament vom Mühlenbecker Land unverändert passierte, begrüßt der Bürgermeister. Er sieht sich dadurch in seinem Kurs bestärkt, einen weiteren Schulstandort in der Gemeinde zu etablieren.

In Hohen Neuendorf war in der Stadtverordnetenversammlung am Dienstag von konkreten Standorten nicht die Rede. Auch der CDU-Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt. Vor allem diejenigen Stadtverordneten, die auch Kreistagsmitglieder sind, äußerten sich über das Vorgehen irritiert. Da der Beschluss auf Kreisebene getroffen werde, solle dem auch nicht vorgegriffen werden.

„Ja, die Kapazitäten reichen nicht“, sagte etwa Thomas von Gizycki (Bündnis 90/Die Grünen). „Wir brauchen drei neue Schulzüge. Aber beim Kreis ist das doch richtig angesiedelt.“ Ob es ein Gymnasium oder ein anderer weiterführender Schultyp werden soll, sei auch noch nicht klar. Auch Jutta Lindner (SPD) fand den Antrag überflüssig. Der Schulentwicklungsplan des Kreises werde turnusmäßig alle fünf Jahre fortgeschrieben, und die Diskussion um einen Schulstandort in den S-Bahn-Gemeinden werde bereits an der richtigen Stelle geführt.

Gerangel befürchtet

Ein weiteres Gymnasium sei zwingend notwendig, erklärte dagegen Jan Alexy (CDU). Vor allem solle ein Signal gesetzt werden, indem der Bürgermeister gebeten wird, sich dafür einzusetzen. Das tue er sowieso, versicherte Steffen Apelt (CDU), und davon zeigten sich auch andere Stadtverordnete überzeugt. Dem hielt CDU-Fraktionschef Florian Hübner entgegen, dass die Stadt auch beim S-Bahn-Takt Beschlüsse fasse, ohne direkt zuständig zu sein, eben um Zeichen zu setzen. „Es gibt einen massiven Bedarf, und den möchten wir nach außen tragen.“ Dass laut Antrag bereits ein geeigneter Standort gesucht werden soll, sei der zweite Schritt vor dem ersten, kritisierte Lukas Lüdtke (Linke). „Die Schule kommt ja nicht übermorgen. Wir müssten ja auch eine Fläche freihalten. Außerdem finden alle vier Bürgermeister ein Grundstück in ihren Gemeinden, und dann geht der Krach um den Standort los.“ Christian Erhardt (FDP) erklärte ebenfalls, „Gerangel“ um den Standort sei zu vermeiden. Mit 11-Ja und 18-Neinstimmen fiel der Antrag durch.

Glienickes Gemeindevertreter lösten das Thema elegant. Sie verwiesen den CDU-Anttrag in den Sozialausschuss. Dort soll das Thema beraten werden, wenn die Faktenlage besser ist. Bürgermeister Hans Günther Oberlack (FDP) erinnerte im Gespräch mit dieser Zeitung an die Erweiterungsmöglichkeiten des Neuen Gymnasiums in Glienicke. Das Gebäude sei so gebaut worden, dass ein viertes Stockwerk problemlos aufgesetzt werden könnte. In den Aufgängen sind bereits im dritten Geschoß Treppenelemente eingebaut. Die werden derzeit als Abstellflächen genutzt.

Interessante Historie aus Oranienburg (I)

OGA vom 01.06.2021 Oranienburg

Bürgermeister wird verhaftet und seines Amtes enthoben

Serie Der Historiker Bodo Becker hat die Straßennamen der Kreisstadt unter die Lupe genommen. Dabei entdeckt er so manches Geheimnis aus der Vergangenheit. Teil 10/Ende

In den 1950er Jahren bereits ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt: der historische Kornspeicher.Fotos (2): Archiv Bodo Becker

Bodo Becker

ommen wir zur Adolf-Dechert-Straße, so benannt seit 2005. Der Namensgeber Dechert (1875 bis 1958) hatte im Mai 1945 kurzzeitig das Amt des ersten Bürgermeisters inne. Im Juni 1948 wählte man das städtische Gründungsmitglied der CDU zum Stadtoberhaupt. Schon wenige Monate später wurde er von sowjetischen Behörden verhaftet und seines Amtes enthoben.

Bank, Kino und Rathaus

Der Begriff „Steg“ wurde abgelehnt, da aus dem Fußgängerübergang eine Fahrzeugbrücke hätte werden können.

Doch schauen wir nun in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Der nach 1850 zugeschüttete Stadtgraben gab der Straße ihren Verlauf zur Havel (bereits erwähnt in Teil 6). Am 1. März 1884 zog die Kaiserliche Post in das Eckhaus der Berliner Straße und inspirierte zwei Jahre später den Magistrat zur Namensgebung. Und obwohl sie ab 1. April 1900 an die belebte Bernauer Straße in das heutige MBS-Gebäude umzog, behielt die Poststraße ihren Namen bis zur Umbenennung. In der kurzen Straße befanden sich zeitweilig die Oranienburger Bank, die Präparandenanstalt (Vorbereitungsschule für das Lehrerseminar), ein Kino und von 1923 bis 1952 das Oranienburger Rathaus im Gebäude der geschlossenen Präparandenanstalt.

Wir durchlaufen die Straße in Richtung Havel und gelangen zum 1911/12 gebauten Louise-Henriette-Steg. Sein 1895 entstandener hölzerner Vorgänger stand bis zur Havelbegradigung etwas näher zur Havelstraße und hieß im Volksmund wegen seines „steilen“ Übergangs Schwindsuchtbrücke. Einen amtlichen Namen gab es wohl zunächst nicht, denn das Adressbuch von 1912/13 führt nur einen Bahnhofsweg als Verbindung zur Lehnitzstraße an.

Diskussionen in der SVV

Am 30. Juni 1915 kam es auf der Stadtverordnetenversammlung darüber zu einer Diskussion. Der Vorschlag des Magistrats, Luisensteg, war auf Ablehnung des Stadtverordnetenvorstehers Edmund Kienast gestoßen. Er hielt die Bezeichnung „Steg“ für nicht angemessen, weil nach seiner Meinung in einigen Jahren aus dem Fußgängerübergang ohnehin eine Fahrzeugbrücke werden würde. Andere Abgeordnete wandten sich gegen die wiederholte Verwendung des Namens Luise. „Prinzenbrücke“ als Kompromiss fand keine Zustimmung. Schließlich einigte man sich auf den Vorschlag von Kienast: Luisenbrücke. Doch der Name setzte sich offenbar nicht durch: Eine Ansichtskarte der Serie Heimatbilder (herausgegeben von der Heimatkundlichen Vereinigung) betitelte sie 1925 noch einfach als Fußgängerbrücke; Rehberg nannte sie 1927 Luisensteg; im Adressbuch von 1928 finden wir Brücke und Weg schlicht als Straße 18; es folgte 1937 Louise-Henriette-Steg; 1938 bis 1992 dann Luise-Henriette-Steg. So kam es, dass wir in Oranienburg „Stege“ und Brücken haben (bereits erwähnt in Teil 5).

Pferdeinsel statt Volkspark

Lassen wir die zierlich erscheinende Brücke mit den Bögen hinter uns und gehen die ersten Schritten durch die vor uns liegende hohe Baumallee, ebenfalls Louise-Henriette-Steg (richtiger wäre Steig) genannt, so kommen wir am Gelände der 1912 gebauten und 1966 geschlossenen hölzernen Badeanstalt (Freizeithafen) vorbei. Bis 1910 machte die Havel hier einen ausladenden Bogen, sodass mit dem Durchstich im Zuge der Begradigung eine Insel, genannt Inselwiese, entstand. Die Badegäste nutzten sie, über einen hölzernen Steg erreichend, als idyllische Liegewiese. Mit dem Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen wollte die Stadverwaltung 1933/34 einen „Volkspark Inselwiese“ anlegen. 1945 weideten dann Pferde auf ihr, sodass der noch immer bestehende Name Pferdeinsel aufkam. Das Verlanden des Havelaltarms ließ den reizvollen Inselcharakter verschwinden. Geblieben ist ein grüner Spiel- und Erholungsraum an der Havel inmitten der Stadt.

Nach kurzer Zeit erreichen wir die Lehnitzstraße und biegen dann in die Willy-Brandt-Straße zum Bahnhof ein, wo unser Rundgang durch die Stadt im 1. Teil begann. Ende