Glasfaser – Fiber to the Home

OGA vom 04. November 2023 RATGEBER

Das Glasfaser-ABC

Internet

Bundesweit läuft der Ausbau der neuen schnellen Internetleitungen auf Hochtouren – und wirft viele Fragen auf.

Von Dirk Averesch, dpa

Auch wenn DSL- oder Kabel-Internet derzeit noch gute Dienste leisten mögen: Der zukunftssichere Internetanschluss heißt Glasfaser. Denn diese Technologie bietet hohe Zuverlässigkeit, die größten Bandbreiten­reserven sowie stabile Geschwindigkeiten.

Ist Glasfaser immer gleich Glas­faser? Nein. Deshalb: Bei Angeboten immer genau erkundigen, ob es sich um einen „echten“ Glasfaseranschluss handelt, bei dem die Lichtleiterkabel bis zu einer Anschlussdose (GF-TA) in der Wohnung gelegt werden. Fiber to the Home (FTTH) lautet der entscheidende Fachbegriff. Außendienstler, mitunter auch Drücker, versuchten oft, an der Haustür etwas anderes zu verkaufen, teils mit unlauteren Mitteln, warnen die Verbraucherzentralen. Oft werde fälschlicherweise behauptet, Glasfaser liege schon im Haus, teils sei irreführend von „Kabel-Glas­faser“, „Koax-Glas­faser-Technologie“ oder auch von „Gigabit-Anschluss“ die Rede.

Wann wird Glasfaser bei mir ausgebaut? Der Status quo ist im Breitbandatlas der Bundesnetzagentur einsehbar, einer Karte, die die Internetversorgung visualisiert. Dort muss man seine Adresse eingeben und unter „Technologie“ FTTH einstellen. Die Karte sagt aber nichts über die Ausbaupläne von Anbietern aus.

Was sind Vorverträge? Oft versucht ein Anbieter erst einmal, möglichst viele Vorverträge abzuschließen und baut erst aus, wenn die Zahl der Interessenten hoch genug ist. Teils wird man sogar von mehreren ausbauwilligen Unternehmen umworben, so die Verbraucherschützer. Dann gelte: Keine Doppelabschlüsse produzieren. Auf den Anschluss muss man oft viele Monate warten, wenn nicht länger. Deshalb lassen sich nicht immer parallele Nutzungskosten vermeiden, wenn bei der Glasfaser-Schaltung noch ein DSL- oder Kabel-Vertrag mit einem anderen Anbieter läuft. Ein Sonderkündigungsrecht gibt es in diesem Fall nicht.

Was müssen Mieter und Wohnungseigentümer beachten? Mieter, die Interesse an einem Glasfaseranschluss haben, sollten sich mit dem Eigentümer oder der Hausverwaltung als Entscheidungsträger in Verbindung setzen. Wohnungseigentümer, die Glasfaser wollen, haben sogar ein Recht auf einen Anschlussbeschluss der Wohnungseigentümergemeinschaft. Die anderen dürfen ihre Zustimmung nicht verweigern, denn das Wohnungseigentumsgesetz privilegiert die Anbindung an ein „Telekommunikationsnetz mit sehr hoher Kapazität“.

Was kostet der Bau eines Glasfaseranschlusses? Die Baukosten bei einem reinen Anschlussvertrag beziffern die Verbraucherzentralen auf 500 bis 1000 Euro. Diese Kosten ließen sich aber oft umgehen: Viele Unternehmen bieten auch oder ausschließlich einen Anschlussvertrag mit Nutzungsvertrag (Kombivertrag) an. In diesem Fall werden die Anschlusskosten erlassen, wenn man für mindestens zwei Jahre unterschreibt.

Was kostet ein Glasfasertarif monatlich? Die Tarife mit 1000 Mbit/s (1 Gbit/s) Bandbreite kosten oft 80 bis 100 Euro im Monat, hat das Verbraucherportal Finanztip erhoben. Tarife mit weniger Bandbreite seien ungefähr für die Hälfte zu haben.

Brauche ich Glasfaser überhaupt? Hausbesitzern, die unsicher sind, raten die Verbraucherschützer, einen Glasfaseranschluss als Investition in die Zukunft zu betrachten, die den stetig steigenden Bandbreitenbedarf berücksichtigt. Zudem werte so ein Anschluss die Immobilie auf. Eine Rückkehr ist kein Problem, wenn DSL- oder Kabel-Internet noch angeboten werden.

Wer verlegt die Glasfaser im Haus? Bei Ein- oder Zweifamilienhäusern verkabeln die Anbieter meist noch selbst bis zu 20 Meter weit in die Wohnräume hinein – vor­ausgesetzt, der Kabelweg inklusive Bohrlöchern ist vorbereitet, erklären die Verbraucherzentralen. Bei Mehrfamilienhäusern sind die Eigentümer bei der Inhouse-Verkabelung gefragt und müssen zunächst die Kosten tragen. Diese Vorleistung dürfen sie aber über die Nebenkosten umlegen: im Normalfall fünf Euro pro Monat für fünf Jahre.

Welche Router eignen sich für den Glasfaseranschluss? Alle, in denen ein passendes Glasfaser- Modem – ONT oder ONU – integriert ist. Es gilt die freie Router-Wahl: Sie müssen kein Gerät vom Anbieter kaufen oder teuer mieten. Wer einen neuen Router mit integriertem Glasfaser-Modem anschaffen möchte, muss darauf achten, dass das Modem den vom Anbieter eingesetzten Standard unterstützt: AON oder PON (und Varianten). Anbieter sind zur Veröffentlichung der Schnittstellenbeschreibung verpflichtet.

Wie schnell ist Glasfaser-Internet?

Angeboten werden derzeit Tarife mit Geschwindigkeiten zwischen 25 Megabit pro Sekunde (MBit/s) und 1000 MBit/s. Letzteres entspricht 1 Gigabit pro Sekunde (GBit/s). Technisch möglich ist ein Vielfaches der Gigabit-Geschwindigkeit. Welche Geschwindigkeit sinnvoll ist, hängt stark vom persönlichen Szenario der Nutzung ab. Single- oder Paar-Haushalte, die vornehmlich im Internet surfen oder Serien streamen, kommen mit Bandbreiten von unter 100 Mbit/s im Download klar, auch fürs Homeoffice. Dagegen benötigten Familien mit Eltern im Homeoffice und Kindern, die viel im Netz sind, zwischen 100 und 400 Mbit/s, rechnen Verbraucherzentralen vor. 500 Mbit/s bis einem GBit/s hingegen seien in der Regel nur für Firmen interessant.

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