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Die IT entwickelt sich weiter – jetzt mit KI. Doch welches Einsatzgebiet ist geeignet dafür?

OGA vom 11. November 2023 WIRTSCHAFT

Grenzen der KI im Arbeitsmarkt

Technologien

Brandenburg will Vorreiter beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz werden. Die Voraussetzungen sind dank mehrerer Forschungszentren gut. Unternehmer und Personaler bleiben skeptisch.

Von Eric Voigt

In Brandenburg, Deutschland und auf der ganzen Welt werden immer mehr Daten eingesetzt, um die Automatisierung von Geschäfts- und Entscheidungsprozessen voranzubringen. Eine Schlüsselrolle nehmen dabei Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) ein. Sie finden auch in den Brandenburger Unternehmen immer mehr Anwendungsbereiche. Jedoch sehen sich kleine und mittelständische Firmen mit einer enormen Herausforderung konfrontiert, wenn es darum geht, KI-basierte Anwendungen wirtschaftlich in ihren Betrieben zu integrieren.

Das Land Brandenburg hat sich in seinem Strategiepapier zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in brandenburgischen Unternehmen selbst das Ziel gesetzt, Vorreiter-Region für KI-Anwendungen zu werden. Die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für einen breiten Einsatz von KI in Unternehmen sind laut der Landesregierung grundsätzlich gut: So verfügt Brandenburg über eine starke Hochschullandschaft mit einer etablierten KI-Forschung. Hierzu zählen unter anderem das von Berlin und Brandenburg betriebene Cluster IKT, der MediaTech Hub in Potsdam, das Digitalwerk in Werder und das Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum in Cottbus.

Fehlendes Know-how und rechtliche Aspekte sorgen für Zurückhaltung in Firmen.

Auch die Wirtschaft drängt auf die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz: Software-Konzern SAP sieht sich in der Schlüsselrolle, Unternehmen mit Künstlicher Intelligenz zu unterstützen. Zentrale Rolle sollen neben der durch KI unterstützten Unternehmensplanung auch Nachhaltigkeit und die Berechnung des eigenen ökologischen Fußabdrucks sein.

Vor 50 Jahren sei die Finanzbuchhaltung revolutioniert worden. Heute erfinde man das R in ERP (Enterprise Resource Planning) neu. Es geht also um die Ressourcenplanung. Neben Maschinen, Werkzeugen, Arbeitskräften, Einrichtungen oder Kreditgeber solle auch der CO2-Fußabdruck einberechnet werden, sagte Dr. Philipp Herzig, Chef für Cross Product Engineering & Experience bei SAP, Ende Oktober auf der clean-IT-Konferenz am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam. Angesichts schärferer regulatorischer Vorgaben und wachsendem Druck durch den Emissionshandel müssten Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit ernster nehmen, betonte Herzig.

Energieverbrauch ist riesig

Neben den neuen Anwendungsbereichen für KI in Unternehmen diskutierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Potsdam jedoch auch über den steigenden Stromverbrauch durch Künstliche Intelligenz. Der Datenwissenschaftler Alex de Vries verglich den Energieverbrauch durch die Nutzung einer Suchmaschine, die KI nutzt, mit dem ganzer Länder.

„Rechenzentren benötigen vier bis fünf Prozent des weltweiten Energieverbrauchs. Der Grund, warum Künstliche Intelligenz so verbrauchsintensiv ist, ist die Wärmeentwicklung, die bei den Rechenprozessen entsteht. Diese muss durch viel Energieaufwand gekühlt werden“, erklärte der Direktor des HPI, Prof. Dr. Ralf Herbrich. An Lösungen, wie der enorme Stromverbrauch gesenkt werden kann, forscht auch das Institut in Potsdam.

Doch welche Entwicklungen zieht KI in Unternehmen nach sich? Laut Experten soll sich der Arbeitsmarkt in Brandenburg dadurch nur geringfügig verändern: Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) zeigt, dass gerade dort, wo viele Tätigkeiten durch Automatisierung ersetzt werden können, viele neue Jobs entstehen können.

In Brandenburg sowie in großen Teilen Ostdeutschlands scheinen die entsprechenden Berufsfelder laut der Studie jedoch nicht in dem Maße vorhanden zu sein, wie etwa in Süddeutschland – es könnten also weniger Jobs ersetzt werden, aber möglicherweise auch weniger neue entstehen.

Einsatz ist noch sehr gering

Trotzdem bleibt die Skepsis gegenüber KI in Unternehmen hoch. Das ifo Institut hat in seiner Quartalsanalyse ermittelt, dass zum aktuellen Zeitpunkt rund 18 Prozent der deutschen Unternehmen KI in mindestens einem Bereich nutzen, weitere 35 Prozent haben dies geplant. Jedoch haben 86 Prozent der Personalverantwortlichen Bedenken gegenüber dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

Am häufigsten gaben die Personaler der befragten Unternehmen fehlendes Know-how als Grund an (62 Prozent). Rechtliche Aspekte sind für 48 Prozent ein Thema. Fehlendes Vertrauen in KI haben 34 Prozent. Bei einem Viertel ist eine fehlende Akzeptanz hinderlich für den Einsatz. Für 22 Prozent ist durch KI kein Mehrwert ersichtlich. Den großen Aufwand für KI sehen 19 Prozent kritisch, hohe Kosten 18 Prozent. „Dem Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf die Personalplanung im Unternehmen messen die Befragten eher eine geringe Bedeutung bei“, sagte ifo-Forscherin Johanna Garnitz. 84 Prozent gingen davon aus, dass KI in den kommenden fünf Jahren keinen Einfluss auf die Personalplanung haben wird.