Landkreis Oberhavel und seine Schulen

OGA vom 09. Oktober 2023 OBERHAVEL

Größere Klassen, Container, Neubau – die Pläne vom Kreis

Bildung

Oberhavels Schulen sind ausgelastet. Der Landkreis will reagieren. Neue Schulen sind geplant, unter anderem in Velten und Schönfließ.

Von Marco Winkler

Wie sich die weltpolitische Lage auf den Landkreis Oberhavel auswirkt, zeigt ein Blick in die Schulen. Der Landkreis muss auf steigende Schülerzahlen reagieren. Welche Schulen sind betroffen und wie weit sind die Planungen für Schulneubauten in Velten, Kremmen und Schönfließ? In einem Pressegespräch äußert sich der Kreis zur Situation. Auch Klassengrößen werden jetzt angepasst.

Erst im Mai 2022 wurde der bis 2027 geltende Schulentwicklungsplan (SEP), die Grundlage für alle Projekte, vom Kreistag bestätigt. Jetzt ist aufgrund der Entwicklungen eine Teilfortschreibung mit angepassten Zahlen notwendig. „Wir haben einen großen Bedarf an mehr Schulplätzen“, so Bildungsdezernent Holger Mittelstädt.

Wir haben im Landkreis einen großen Bedarf an noch mehr Schulplätzen.

Holger Mittelstädt – Bildungsdezernent

Als Datengrundlage wurden neue Prämissen wie Migration, das Pendleraufkommen sowie Zu- und Wegzug berücksichtigt, so Melanie Fiedler, Fachbereichsleiterin für Schulangelegenheiten. Als 2020 und 2021 die Grundlage für den SEP geschaffen wurde, ahnte niemand etwas vom Russland-Ukraine-Krieg.

Mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler mehr mussten bis heute ins Schulsystem eingegliedert werden, darunter 700 Grundschüler in den ersten und zweiten Klassen. „Zuwanderung und Zuzug werden wir zukünftig mitbetrachten“, so Fiedler. Der Landkreis will Puffer haben, nicht jedes Jahr aufs Neue auf Anschlag reagieren müssen. Hätten Anfang der 2000er-Jahre noch Schulstandorte auf der Kippe gestanden, seit nun das Gegenteil der Fall. Sämtliche Prognosen von sinkenden Schülerzahlen hätten sich nicht bewahrheitet, sagt Landrat Alexander Tönnies (SPD).

Der Zuzug hält an, neue Kitas und Schulen verstärken ihn. „Man steuert damit auch die soziale Infrastruktur und Zuwanderung“, reißt er einen selten betrachteten Aspekt an. „Wo Kitas und Schulen sind, ziehen Menschen hin.“ Der Landkreis setzt auf langfristige Lösungen, temporäre Erweiterungen und Zügigkeitserhöhungen. Für das Schuljahr 2024/25 muss der Landkreis 2099 Schulplätze freihalten. Das sind 261 mehr als derzeit vorhanden. Deshalb werden Jahrgangsstufen aufgestockt.

Neue Schulen sind langfristig geplant. So soll in der Nähe vom Hedwig-Bollhagen-Gymnasium in Velten eine Gesamtschule entstehen. 2027 könnte sie an den Start gehen. „Das ist wichtig für die Region“, sagt Holger Mittelstädt. Jugendliche aus Hennigsdorf, Velten und Oberkrämer hätten so die Chance, auf eine Gesamtschule zu gehen. Grundstück und Neubau wurden vom Kreistag gekauft und beschlossen. Nach den ersten Umsetzungsschritten gab es dennoch Kritik. Dem späteren Campus wurde Brennpunktpotenzial zugeschrieben. Im Kreistag am 18. Oktober wird der Errichtungsbeschluss zu Diskussionen führen. Schulamt und Bildungsministerium würden hinter dem Plan stehen, so Mittelstädt. Die Gymnasien in der Umgebung seien mit dem Neubau nicht gefährdet, heißt es.

Der Plan bedeutet auch das Aus für eine weiterführende Schule in Oberkrämer.

In Velten erhofft sich der Landkreis mehr Synergieeffekte. Für Lehrpersonal (zuständig ist das Schulamt) sei der Standort durch die Bahnanbindung attraktiver als in Oberkrämer, die Schülerbeförderung sei unkomplizierter. Zudem will der Kreis die Oberschule Kremmen nicht gefährden. Aktuell laufen die Verhandlungen zur Trägerschaftsübernahme. Tönnies rechnet nicht damit, vor 2030/31 mit baulichen Maßnahmen anfangen zu können.

Im April hat der Kreis zudem ein Grundstück in Schönfließ, am Summter Weg, in der Nähe vom Sportpark Bergfelde, für eine neue Gesamtschule gekauft. „Die Besonderheit ist der gymnasiale Zug“, sagt Melanie Fiedler. Heißt: Abitur ist nach zwölf Jahren möglich oder nach 13 in den Gesamtschulklassen. Frühestens 2029/30 wird der Neubau fertig sein. „Wir müssen das aber jetzt entscheiden“, so Holger Mittelstädt. Am 6. Dezember soll die SEP-Fortschreibung beschlossen werden, im Anschluss will der Kreis den Errichtungsbeschluss für Schönfließ vorlegen.

Zudem sollen am Runge-Gymnasium in Oranienburg Räume im Altbau genutzt werden (plus Modulbau), die Oberschule in Lehnitz bekommt Raummodulanlagen (Container). Ende Oktober sollen sie zum Einsatz kommen. Sie sind temporär für die Zeit, in der das Gebäude erweitert wird, gedacht. Gleiches passiert an der Zürner-Oberschule in Velten (Fertigstellung: Schuljahr 2024/25) und der Torhorst-Oberschule in Oranienburg.

Doch das reicht alles nicht. Die Klassengrößen müssen zusätzlich angepasst werden. Das Schulamt Neuruppin hat zugestimmt, künftig in den siebten Klassen des Runge- und Louise-Henriette-Gymnasiums in Oranienburg sowie im Marie-Curie-Gymnasium Hohen Neuendorf 28 Schülerinnen und Schüler pro Klasse zuzulassen.

Ein Gedanke zu „Landkreis Oberhavel und seine Schulen“

  1. Es ist gut, wenn der Landkreis Oberhavel über die finanziellen Mittel verfügt, Gesamtschulen zu erweitern und weiterführende Schulen komplett neu zu bauen. Eines sollte allen Bürgerinnen und Bürgern bewusst sein, es sind ihre, es sind unsere Steuergelder, die hier eingesetzt werden.

    MMn. haben die Bürgerinnen und Bürger dieses Landkreises, vorallem aber die Eltern schulpflichtiger Kinder nicht nur das Recht auf freie Schulwahl, sondern auch die Pflicht, ihren Kindern die möglichst besten Bildungsvoraussetzungen zu ermöglichen.
    Ich möchte hier keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber der Schulentwicklungsplan sah in der Prognose die Verteilung der Schülerinnen und Schüler für dieses Schuljahr auf die unterschiedlichen Schulformen ein wenig anders.

    Manchmal ist der SEP wie eine Glaskugel, eine, an der die Eltern schulpflichtiger Kinder gut mitarbeiten können.
    Warum kam es in diesem Schuljahr zu solchen, unplanbaren Verschiebungen in der Nachfrage nach Plätzen in Gesamt- und Oberschulen? Trauen die Eltern ihren Sprößlingen die Lernentwicklung bis zum Abitur nicht mehr zu?
    In diesem Schuljahr ist mir keine Bewerberin oder Bewerber auf einen Platz in einem Gymnasium des Landkreises bekannt, der abgelehnt wurde. Aber es gab eine viel größere Nachfrage an den o.g. Schulformen.
    Im Ergebnis musste die Kreisverwaltung mit zusätzlichen Leistungen versuchen, Klassenräume für die 7. Klassen bereitzustellen – auch in kurzfristig aufgestellten Containerräumen, um der Flut an Schülerinnen und Schülern Herr zu werden.
    Kurzfristig heißt dies, immer höhere und unplanbare Kosten!
    Gelder, die dann in anderen Bereichen fehlen. Auch hierüber sollten sich die Eltern einmal Gedanken machen.
    Das Leben ist nicht nur ein Fordern der zustehenden Rechte, es ist auch ein Abwägen und ein Miteinander bei demokratischen Prozessen. Auch bei der Entwicklung der Bildung unserer Kinder.

    Vielleicht hatten die Eltern auch einfach nur Angst, dass sie bei der Erledigung der Hausaufgaben ihrer Sprößlinge nicht mithalten können?

    Über eventuelle Diskussionsbeiträge würde ich mich sehr freuen.
    Mir persönlich liegt viel daran, noch mehr in die Bildung unserer Kinder, unserer Leistungsträger in der Zukunft zu investieren und so bestmögliche Lernbedingungen zu schaffen.

    Also alles andere als die FDP, die CDU und die AfD verfolgen.

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